Die Auswirkungen auf die Gesundheits- und Notfallversorgung in der Gemeinde Bad Essen
Durch die Schließung des Krankenhauses St. Raphael in Ostercappeln und einen möglichen Wegfall des Notarztes rücken für die Gemeinde Bad Essen andere Krankenhäuser in den Fokus. Diese sind wesentlich weiter entfernt als der jetzige regionale Standort im Altkreis Wittlage: Die Entfernung vom Krankenhaus Ostercappeln nach Bad Essen beträgt 10 Kilometer, was einer Fahrzeit von rund 14 Minuten entspricht. Von Lintorf bis zum Krankenhaus Ostercappeln sind es 16 Kilometer und 17 Minuten Fahrzeit.
Die nachfolgende Auflistung verdeutlicht die negativen Auswirkungen für einen schnellen Notarzteinsatz in der Gemeinde Bad Essen, sollte nach der Schließung von St. Raphael am Standort Ostercappeln kein Notarzt mehr vorgehalten werden:
Die Folge wäre eine um bis zu 60 % längere Fahrzeit zwischen Krankenhäusern und der Gemeinde Bad Essen. In Bezug auf Lintorf blieben die Entfernungen und die Fahrzeiten zunächst unangetastet. Erst mit der Schließung des Krankenhaus Lübbecke wird sich die Fahrzeit entsprechend verlängern. Entbindungen sind nur noch in Damme, Osnabrück und Lübbecke/Espelkamp möglich.
Die Hilfsfristen: Niedersachsen auf den letzten Plätzen
Die Niedersächsische Verordnung über die Bemessung des Bedarfs an Einrichtungen des Rettungsdienstes sieht für Niedersachsen eine Hilfsfrist von 15 Minuten in 95% der Einsätze vor. Damit liegen wir in Niedersachsen neben Thüringen auf dem letzten Platz in Deutschland. Führend sind übrigens Hamburg mit 8-10 und Mecklenburg-Vorpommern mit 10 Minuten. Mit Hilfsfristen ist die Zeit zwischen dem Beginn des Notrufes bis zum Eintreffen des Rettungswagens/Notarztes gemeint, die in den einzelnen Bundesländern einzuhalten ist. Die Hilfsfristen sind von der Landesregierung in Niedersachsen letztmals 1993 überarbeitet worden.
Hilfsfristen sind nicht überall in der Gemeinde Bad Essen einhaltbar
Zur Veranschaulichung nun ein exemplarisches Einsatzszenario: Am EDEKA-Markt in Lintorf kommt es zu einem medizinischen Notfall. Im Regelfall wird der Rettungswagen aus Ostercappeln alarmiert. Mit der Annahme des Notrufes durch die Disposition der Rettungsleitstelle in Osnabrück beginnt die Hilfsfrist von 15 min. Für das Absetzen des Notrufes können ca.1,5 Minuten und für Alarmierung und Ausrückzeit ca. 2,0 Minuten vergehen. Verbleiben 11,5 Minuten Fahrzeit für 15,5 km bis zum Einsatzort, was einer durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit von 85 km/h entspricht. Nachts ist dies gegebenenfalls einzuhalten. Aber wie stellt sich die Situation am Tag dar? Oder wenn der Notfall sich in Heithöfen oder Dahlinghausen befindet? Auf der Strecke liegen 5 Ampelkreuzungen, die auch mit Wege- und Sonderrechten von den Rettungskräften nicht mit 85 km/h überfahren werden dürfen und an denen es durch Rotphasen immer wieder zu zeitintensiven Rückstauungen, z. B. in Wehrendorf, kommen, kann.
Der Rettungswagen (RTW) in der Gemeinde Stemwede
In den östlichen Ortsteilen unserer Gemeinde wird häufig auf den Rettungswagen (RTW) aus dem westfälischen Stemwede, der im Zuge der Herabsetzung der Hilfsfristen in Nordrhein-Westfalen von 15 auf 8 Minuten, bzw. in ländlichen Bereichen auf 12 min, von Haldem nach Levern verlegt wurde, zurückgegriffen. Der RTW Stemwede übernimmt jedoch nur Einsätze in Niedersachsen, sofern sie selbst über freie Kapazitäten verfügen. Durch die Schließungen der Krankenhäuser in Ostercappeln und Lübbecke werden die Transportzeiten für diesen RTW zukünftig länger sein. Damit werden die freien Kapazitäten des RTW Stemwede noch mehr reduziert und unsere Gemeinde wird noch weniger von der Stemweder Rettungstransport-Möglichkeit profitieren können.
Was Verbände fordern und wie Lösungsvorschläge aussehen, die zu einer Verbesserung beitragen können, erfahren Sie in Teil 3 unserer Beitragsreihe.