07. August 2024 Thema: Aktuelles, Familie Von Timon Lachmann
Die Auswirkungen auf die Gesundheits- und Notfallversorgung in der Gemeinde Bad Essen
Mit der Schließung des Krankenhaus St Raphael in Ostercappeln wird das zentrale Krankenhaus im Altkreis Wittlage geschlossen. Das Krankenhaus ist das einzige Krankenhaus, das von Bad Essen ohne Umsteigen mit dem ÖPNV zu erreichen ist. Ein möglicher Wegfall des Notarztes sowie längere Anfahrten zu den anderen Kliniken ist ein großer Einschnitt in die Gesundheitsinfrastruktur unserer Gemeinde.
Um die medizinische Notfallversorgung sicherzustellen und die entfernten Krankenhäuser auch für die Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Bad Essen sowie im gesamten Wittlager Land erreichbar zu machen, sind verschiedene Stellschrauben zu drehen. Welche diese sind und welche Forderungen Verbände schon stellen, wird nachfolgend vorgestellt:
Ein erster und wichtiger Schritt ist die Überarbeitung der Hilfsfristen in Niedersachsen durch die Landesregierung. Hierzu gibt es verschiedene Vorschläge von Verbänden. So fordert die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands e.V (BAND eV.) bereits seit dem Jahr 2000 eine Überarbeitung der Hilfsfristen und veröffentlichte dazu folgenden Vorschlag auf seiner Internetpräsenz:
„[…] Die BAND schlägt daher folgende Definitionen vor:
Die Björn-Steiger-Stiftung verfolgt hingegen einen anderen Ansatz: Sie fordert die Abschaffung der Hilfsfristen und die Einführung eines mehrstufigen Konzeptes zur Reaktion auf Notrufe. Auf Ihrer Homepage veröffentlichen sie folgende grafische Darstellung:
Eine Überarbeitung der Hilfsfristen nach einem der beiden Modelle hätte zur Folge, dass weitere Rettungswachen installiert werden müssten und sich dadurch die Notfallversorgung in unserer Gemeinde verbessern würde. Bei einer Festlegung auf das Modell der Björn-Steiger-Stiftung dürfte das Krankenhaus Ostercappeln gar nicht geschlossen werden, da eine Erreichbarkeit einer anderen Klinik innerhalb von 30 Minuten nach Alarmierung nicht möglich wäre! Eine sofortige Einführung des Vorschlages der Björn-Steiger-Stiftung käme aber trotzdem für das Krankenhaus Ostercappeln zu spät. Hier schaffen die Verantwortlichen der Niels-Stensen-Klinken bereits jetzt Fakten. Eine Einhaltung von 30 Minuten bis zum Erreichen einer anderen Klinik wäre somit im gesamten Altkreis Wittlage nur noch durch den Einsatz eines Rettungshubschraubers (RTH) möglich.
In Baden-Württemberg wurde vom Verwaltungsgericht Stuttgart mit Beschluss vom 06. November 2023 entschieden, dass die Hilfsfristen einzuhalten sind. Dort wurde die Fassung mit einer Hilfsfrist von möglichst 10, maximal 15 Minuten als nicht zulässig erklärt.
In diesem Urteil kann eine Chance liegen, die 95%-Marke aus der Niedersächsischen Hilfsfrist einzuklagen. Dies hätte zur Folge, dass eine Rettungswache näher an Bad Essen rücken müsste, um die Hilfsfristen von 15 Minuten flächendeckend einzuhalten.
Ein wichtiger Aspekt ist die Erreichbarkeit der Krankenhäuser: Das Krankenhaus in Ostercappeln ist sehr gut mit dem Bus erreichbar. Durch die Schließung des Krankenhauses besteht keine direkte Verbindung mehr zu einem Krankenhaus. Lediglich das Marienhospital in Osnabrück ist noch per Bus erreichbar, jedoch nicht auf direktem Wege. Als Haltestellen dienen der Osnabrücker Hauptbahnhof oder die Haltestelle am Neumarkt, von dort aus ist die Klinik fußläufig erreichbar.
Aktuell existieren minimal bis gar keine Anbindungen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu den Krankenhäusern in Melle und Lübbecke. Kommunalpolitikerinnen und -politiker der SPD Bad Essen fordern bereits seit Jahren eine grenzüberschreitende Busverbindung nach Lübbecke sowie eine regelmäßige Busverbindung nach Melle. Durch eine reaktivierte Wittlager Kreisbahn sollte es kurzfristig gelingen, das Krankenhaus Lübbecke für alle Bad Essener Bürgerinnen und Bürger erreichbar zu machen.
Bereits in den 2000er Jahren war ein Rettungswagen (RTW) am Feuerwehrgerätehaus an der Schulallee in Bad Essen-Eielstädt für einige Zeit stationiert und tagsüber im Bereitschaftsdienst durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) besetzt gewesen. Eine Reaktivierung eines ähnlichen Konzeptes an einen noch zu definierenden Standort in der Gemeinde kann eine mögliche Perspektive zur Sicherstellung der notfallmedizinischen Versorgung in der Gemeinde Bad Essen darstellen. Dieser Rettungswagen könnte zusammen mit dem Rettungswagen aus Stemwede die Grenzregion Bad Essen/Stemwede/Preußisch Oldendorf abdecken und die Patientinnen und Patienten schnell in die Krankenhäuser nach Melle und Lübbecke/Espelkamp bringen. Mit der Wiedereinführung eines Rettungswagens in unserer Gemeinde könnten zukünftig auch die Hilfsfristen in den östlichen Teilen der Gemeinde Bad Essen eingehalten werden.
Die SPD Bad Essen bemüht sich intensiv darum, dass auch in Zukunft eine zentrumsnahe medizinische Grund- und Regelversorgung sowie eine schnelle, adäquate Notfallmedizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Wittlager Land sichergestellt sein wird. Aus diesem Grund werden wir auf dem SPD-Kreisparteitag am 31. August in Eggermühlen einen Antrag stellen, der die SPD-Landtagsfraktion auffordert, die Hilfsfristen für den Rettungsdienst in Niedersachsen zu überarbeiten. In enger Abstimmung mit der SPD Bohmte und der SPD Ostercappeln werden wir darüber hinaus einen weiteren Antrag stellen: Hierin fordern wir die SPD-Kreistagsfraktion sowie Landtags- und Bundestagsabgeordneten auf, dass sie sich explizit für eine zentrumsnahe medizinische Grund- und Regelversorgung sowie die Sicherstellung einer zuverlässigen notfallmedizinischen Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger im Wittlager Land einsetzen!