02. September 2021 Thema: Aktuelles Von Klaus Haasis
Ein Sandwich-Zug ist kein Zug, in dem belegte Brote angeboten werden, sondern ein Zug, bei dem an der Zugspitze als auch am Ende eine Lokomotive am Zug ist, um z. B. das Umspannen der Lok am Zielbahnhof einzusparen.
Ein solcher Sandwich-Zug war am Samstag, 28.8.2021 den ganzen Tag über zwischen Bohmte und Lintorf im Einsatz.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Bezirk Minden-Lübbecke-Herford und der Fahrgastverband PROBAHN, Ostwestfalen-Lippe, hatten diesen Bahnaktionstag bestellt. Finanziell unterstützt wurden sie dabei von den Bezirken dieser Verbände im Osnabrücker Land, aber auch von den im Bad Essener Gemeinderat vertretenen Parteien DIE GRÜNEN und der SPD, die neben finanzieller auch organisatorische Hilfe leistete.
Wegen Bauarbeiten konnte der Zug noch nicht die Landesgrenze überqueren und endete in Lintorf. Dort begrüßte VCD-Bez.-Vorsitzender Thomas Dippert die mitreisende Landrätin des Landkreises Osnabrück, Anna Kebschull, und andere Vertreter der Kommunalpolitik sowohl aus Bad Essen als auch aus dem westfälischen Pr. Oldendorf.
In ihrer Ansprache nannte die Osnabrücker Landrätin die Tatsache, dass zum ersten Male seit 1971 wieder ein Personenzug auf der WKB verkehre, der kein Museumszug sei, „historisch“. Weiterhin äußerte sie den Wunsch, „dass es von dem historischen in einen Alltagsmoment“ übergehe. Dabei erlebe sie, dass die gute Annahme des Sonderzuges durch die Bevölkerung den Befürwortern der Reaktivierung des Personenverkehrs einen kräftigen „Rückenwind“ beschere.
Bad Essens Bürgermeister Timo Natemeyer betonte die „unheimlich viele(n) Chancen, die der Lückenschluss zwischen zwei funktionierenden Bahnstrecken durch die Reaktivierung ermöglichen würde. Die vielen Menschen, die an diesem Tag dabei wären, zeigten deutlich: „Jawohl – wir wollen das.“
Die weiteren Redner, u. a. auch Preußisch Oldendorfs Bürgermeister Marko Steiner betonten die Vorteile einer Reaktivierung des Personenverkehrs auf der WKB zwischen Bad Holzhausen und Bohmte. Selbst der CDU-Bürgermeisterkandidat Jens Strebe, Bad Essen, äußerte seine Bereitschaft zur Unterstützung des Anliegens, „wenn denn die Zahlen stimmten.“
Diese werden sicher stimmen, wenn man die vielen Informationsgespräche im Zuge auswertet. So nannten in verschiedenen Zügen z.B. zwei junge Bohmter Familien, wie praktisch es für die im Osten von Bad Essen arbeitenden Väter wäre, wenn diese ihren unweit der Bahnhöfe gelegenen Arbeitsplatz per Bahn ansteuern könnten. „Dann brauchen wir ja kein zweites Auto mehr!“ hieß es. „Und mein Kollege aus Bielefeld muss nicht mehr täglich eine Stunde mit dem PKW zum Arbeitsplatz fahren, sondern kann bequem und ohne Umstieg seinen Arbeitsplatz erreichen.“ Da sind schon drei Monatskarten so gut wir verkauft und der Klimaschutz wäre wieder ein kleines Stück vorangekommen.
Klaus Haasis, stellvertretender Vorsitzende der Museuemseisenbahn Minden und Mitorganisator des Aktionstages überreichte der Landrätin eine Tasse mit dem Bild eines historischen Schienenbusses. Verbunden mit dem Wunsch, dass auch nach einer gelungenen Reaktivierung die historischen Züge Platz auf der WKB finde mögen.
So imposant der Zug an diesem besonderen Tag auch war, so ist er doch nicht auf dem Stand der neuesten Technik. Sollten die Reaktivierungsbemühungen, die jetzt vom Zweckverband nwl (Nahverkehrs Westfalen-Lippe) vorangetrieben werden, zum Erfolg führen, werden moderne Akku-Triebwagen eingesetzt werden. Die sind wesentlich leiser und umweltfreundlicher unterwegs.
Der Zug an seinem Zielort Bielefeld Hbf. Hoffentlich steht in einigen Jahren an der Informationstafel neben dem Abfahrtsort „Rahden“ auch der Abgangsbahnhof „Bohmte“
(Klaus Haasis, Bad Essen. Fotos, soweit nicht anders gekennzeichnet: Klaus Frühauf, Melle)